Glasätzung
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GLASÄTZUNG Die Glasätzung ist ein altverbreiteter Beruf, der aber heute fast im Aussterben begriffen ist. Geschichtliche Forschungen haben gezeigt, dass die Kunst des Glasätzens um 1670 vom Glasgraveur Heinrich Schwanhardt in Nürnberg erfunden und angewendet wurde. Im germanischen Museum in Nürnberg gibt es eine Glasplatte mit geätzter Inschrift und der Jahreszahl 1686, die man Schwanhardt zuschreibt. Glastüren, Fenster in Villen, Theatern und öffentlichen Gebäuden usw. im alten Wien bezeugen die einstmalige größere Verbreitung der Glasätzerkunst und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Der Ätzvorgang erfolgt in Abstufungen (s. Foto) durch mehrmaliges Abdecken mit Asphaltlack und Ätzen nach Zeit, wobei die Stärke der Flusssäure mitentscheidend ist. Der Asphaltlack wird händisch mit dem Pinsel auf die Glasfläche aufgetragen. Durchsichtige Flächen müssen vor dem Ätzen abgedeckt werden. Der Vorteil liegt auch in der Ätzung von gehärtetem Glas, das zwar technisch nicht mehr bearbeitet werden kann, aber chemisch mit Flusssäure behandelt wird. Gerade für die moderne Architektur, im Betonbau, in der
gehobenen Wohnkultur, ist die Glasätzung mit ihren weiß- und grauen Farbabstufungen eine Bereicherung der künstlerischen Ausdrucksform. Mein persönliches Bestreben geht dahin, die alte Kunst der Glasätzung in Technik und Anwendung im Originalhandwerk und –verfahren zu erhalten und der heutigen Zeit entsprechend mit einer neuen Maltechnik zu versehen. Unter anderem wirken sehr exklusiv geätzte Spiegel, wobei eine Gestaltung in alten oder modernen Motiven erfolgen kann. Beigefügte Fotos geben Einblick in geleistete Arbeiten am Schwechater Flughafen, wo die Entwürfe von Herrn Prof. Hlawa stammen. Ich arbeite als freischaffender Künstler und Glasätzer, Ölgemälde, Radierungen, Holz- und Metallplastiken sind in meinem Arbeitsgebiet eingeschlossen. Außer in Österreich werden meine Arbeiten auch in den USA, Kanada und Deutschland verkauft. Die klassische Ätzung war zur Jahrhundertwende auf der ganzen Welt verbreitet. In Wien z.B. Ronacher, Kaffeehäuser, Theater, Villen, Industrie- und Herrschaftshäuser. Nach dem 1. und 2. Weltkrieg ist diese Kunst langsam aber sicher in Vergessenheit geraten, aus finanziellen Gründen des Wiederaufbaus fast zum Aussterben verurteilt gewesen. Die rasche allgemeine Bauentwicklung um 1950 – 70 ließ diese erstklassige Handarbeit verkümmern. Die letzten Bekannten in Wien waren Firma Geiling (6. Bezirk), von ihnen hergestellte Ätzgläser sind im Ronacher (Stil Biedermeier, 5-tönig) wurden nur in wenigen Stücken wieder ersetzt. Firma Nowak in Wien (15. Bezirk) von 1850 – 1980, war ab 1954 unser Lehrmeister. Früher hat man natürlichen syrischen Naturasphalt als Schutzlack verwendet. Also wo Lack als Muster aufgetragen wurde, konnte die verdünnte Flusssäure nicht angreifen, nur das Glas. Zum Mattieren wird kalziniertes Soda in Säure angesetzt. Flusssäure ist im Handel 70% konzentriert erhältlich (Giftschein), wird aber beim Arbeiten sehr stark mit Wasser verdünnt. Diese Technik ist seit 1640 gleich geblieben, da Flusssäure die einzige Säure ist, die Glas angreift. In der Regel sind 4 – 5 Töne ausreichend. Mir ist es gelungen, bis zu 10 Abstufungen im Glas zu erreichen, in der Folge entwickelte ich modernstes Glasdesign. |
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